ESCA
Röntgen-Photoelektronenspektroskopie
XPES, XPS oder ESCA (electron spectroscopy for chemical analysis)
Das Funktionsprinzip
Die Photoelektronen-Spektroskopie mit Röntgenlicht basiert auf dem Photoeffekt, bei welchem durch eine Photonenanregung ein Elektron aus einem Molekül, Atom oder Festkörper entfernt wird. Sie wird mangels kostengünstiger abstimmbarer Lichtquellen im hochenergetischen elektromagnetischen Bereich der Röntgenstrahlung typischerweise mit einer festen Anregungswellenlänge (Al Kα: 1486,7 eV oder Mg Kα: 1252.7 eV) durchgeführt.
Je nach Photonenenergie und Element kann dann ein Elektron aus einer Innerschale entfernt werden (1s, 2s, 2p oder höher.....). Zum Nachweis der Bindungsenergie des Elektrons, also der Energieposition der Innerschale des Elements aus dem das Elektron stammt, misst man die kinetische Energie des emittierten Elektrons (siehe Abb. 1).
Die energetische Lage der Innerschalen besitzt eine starke Abhängigkeit von der jeweiligen Kernladungszahl und ist somit für die Elemente unterschiedlich und charakteristisch.
Elementanalyse mit XPES
Durch systematische Untersuchungen entstand in der Vergangenheit von allen X-PES-Liniensystemen aller Elemente ein vollständiger Katalog mit quantitativen Kalibrierungen. Ein Auswerteprogramm macht eine eindeutige Zuordnung einer gemessenen Linie zu einem chemischen Element möglich. Dabei ist die Intensität der Linien in eine prozentuale Stoffmenge umrechenbar. Genauigkeiten und absolute Nachweisgrenzen im %-Bereich sind bei geeignetem exakten Vorgehen möglich, aber nicht selbstverständlich. Die Empfindlichkeit der Methode steigt mit der Kernladungszahl z. Für kleine Elemente ist auch die Anwendung spezieller Methoden möglich (Auger-Spektroskopie).
Abb. 2: Typisches ESCA-Spektrum mit Linien verschiedener Elemente
ESCA (electron spectroscopy for chemical analysis)
Charakteristische Verschiebungen der ESCA-Linien entstehen durch die Einbindung eines Atoms in eine chemische Umgebung: Das Abziehen oder Aufbringen von Partialladung (+ oder -) auf ein Atom findet sich in Verschiebungen seiner Elektronen-Bindungsenergien wieder. Gleiche Elemente in deutlich verschiedenen chemischen Bindungssituationen können so getrennt werden. Bei einfachen chemischen Verbindungen kann so die chemische Bindungssituation des jeweiligen Atoms zumindest qualitativ angeben werden.
Das Alleinstellungsmerkmal der Methode
Die Stärke der Methode ist durch die geringe Austrittstiefe der Elektronen gegeben: Die Elektronen können nur aus Tiefen von wenigen Nanometern austreten, was zu einer extremen Oberflächenselektivität führt. Durch die Kombination dieser Eigenschaft mit einer gezielten, schrittweisen Oberflächenabtragung durch ein Sputtern mit Ar-Ionen lassen sich auch Elementzusammensetzungen in Tiefen-Schichtprofilaufnahmen erzeugen. Durch Kippen der Probe zum Spektrometer lassen sich weitere Aussagen über Schichtdicken gewinnen. Die Fläche aus der die Elektronen nachgewiesen werden beträgt allerdings einige mm2.
Eignung der Proben
Etabliert ist das ESCA Verfahren als Oberflächenanalytik von metallischen Festkörpern zur Bestimmung von Korrosionseffekten und elektrochemischen Prozessen, der Aufklärung der Zusammensetzungen von Legierungen und Nanoteilchen.
Die Untersuchung organischer oder nicht-leitender Oberflächen ist unter gewissen Umständen möglich. Untersuchungen von Haaren, beschichteten Gläsern und Polymeren waren bereits erfolgreich. Da ESCA aber bei Vakuumdrücken um 10-9 mbar oder besser durchgeführt werden muss und während der Messung eine thermische Belastung der Probe durch IR-Strahlung der Röntgenquelle entsteht, bedarf es Vortests, ob die Probe dazu geeignet ist.
Das XPES-Gerät
Zur Verfügung steht das ESCA-Gerät ESCALAB MK II der Firma VG-Scientific Ltd. (mittlerweile Thermo Fischer), das vakuumtechnisch umgebaut und ergänzt wurde.
Die Anlage wird von der AG Weinkauf betreut. In der AG- Weinkauf werden laserbasierte Photoelektronenspektroskopiemethoden für die Grundlagenforschung durchgeführt. Die Spektrometer dazu sind mehrheitlich selbst gebaut.
Der ESCA-Führerschein
Auf Wunsch werden von uns theoretische ESCA-Kurse und ESCA-Bedienkurse für Doktoranden der Düsseldorfer Forschungsgruppen abgehalten (bitte langfristig anmelden, damit die Mindest-Teilnehmerzahl erreicht werden kann).
Auftragsmessungen
Wir können auch ESCA-Messungen für externe Auftraggeber oder Firmen durchführen. Bitte nehmen Sie Kontakt mit uns auf wenn Sie Interesse oder Fragen haben.
Heinrich-Heine-Universität
Physikalische Chemie I
Prof. Dr. Rainer Weinkauf
Gebäude: 26.33.02.36
Universitätsstr. 1
40225 Düsseldorf
Tel.: +49 211 81-11729
Fax: +49 211 81-11730